Samstag, 25. März 2017

ELearning: 7 Projekt Killer

ELearning Projektmanagement: 7 Projekt-Killer, die es zu beachten gibt.  

Was alles passieren kann, wenn man eine ELearning Plattform in seinem Unternehmen einführen soll / will.

projekt killer e-learning
Wenn ein Unternehmen den Bereich ELearning (E-Learning) als Company-Learning, Azubi Plattform oder für den Vertrieb aufbauen möchte, gibt es schon in der Planungsphase viele Hürden, die zu überwinden sind.

  Viele unterschiedliche Interessen, sei es durch Kompetenz-Unklarheiten oder Vorbehalte, können einem den Strich durch die Rechnung machen. Der Wunsch, das ELearning Projekt schnell und konsequent  "durchzupauken" trifft oft schon früh auf viele Hindernisse. Auch so manche selbst verschuldete Stolpersteine lauern auf dem Weg der ELearning Projektplanung.

Hindernisse bei der Einführung von E-Learning.


Hier habe ich mal 7 Projekt-Killer bei der Planung und Einführung einer Unternehmens-E-Learning Plattform zur Diskussion notiert.



Viele Interessen, überschneidene oder unklare Verantwortlichkeiten und die unendlichen Möglichkeiten: ELearning — Projektleiter stehen vor komplexen organisatorischen Aufgabenstellungen, die nicht nur mit Konzeption, Implementierung und Durchführung der E-Learning Plattform zu tun haben.


1. Interessen und Begehrlichkeiten


Wenn man im Unternehmen den Aufbau einer Elearning Platform plant, fühlen sich viele Abteilungen und Personen / Interessengruppen angesprochen. Es werden durch ELearning ja auch wirklich viele Strukturen und Abläufe tangiert und auch viele Inhalte neu durchdacht.

Von vielen Seiten werden daher auf der einen Seite  Inhalte vorgeschlagen, von anderen Seiten wird möglicherweise eher gebremst, um Kompetenzen und Aufgaben nicht in das ELearning zu verlagen. Eine dritte Gruppe möchte teilhaben und in Gremien mitreden um möglicherweise  bestimmte Darstellungsformen / didaktische Konzepte besonders hervorgehoben zu sehen. Auch Ängste um Teamgröße, Zuständigkeiten und Budget können dazu führen, daß ein Elearning Projekt im Unternehmen schon sehr frühzeitig den Mühlen der Interessen und Begehrlichkeiten ausgeliefert ist. 

Obwohl aus dem Projektmanagement bekannt, ist es immer wieder erstaunlich, in wie viele Arbeitsbereiche ELearning hinein reicht und wieviele Interessen tangiert sein können.

Wer hat bislang die Azubis gemanagt, wer den Schrifttyp und das Design der internen Datenblätter bestimmt, wer hat das Außendiensttreffen organisiert, wer macht die Sicherheitsschulungen bisher, wer möchte gerne mtarbeiten oder seine Abteilung unbedingt repräsentiert sehen …. das Ökosystem eines Unternehmens ist zu berücksichtigen, sofern mit ELearning / Company-Learning neu gestartet wird.

Das hat aber auch seine gute Seite: sichert man sich Unterstützung und inhaltliche Kompetenz, kann man als Projektleiter die Ziele schneller realisieren.

2. Dschungel der unendlichen Möglichkeiten


Doch auch seitens des Planungsteams kann es zu Hemmnissen für die Realisierung kommen.  Denn als Software läßt sich ja nahezu alles denkbare irgendwie realsieren. Ferner ist der Markt für Elearning Komponenten inzwischen groß, so daß man in Gefahr läuft, einfach alles "irgendwie tooll und sinnvoll zu finden".  Das Projekt wird dann groß und unüberschaubar: der Blick auf den Kern / die zentralen Ziele und auf einen schlauen Entwicklungs-Verlauf geht oft verloren.

 Da verrennt man sich gerne im Wald der unendlich erscheinenden Funktionen und Anwendungen.


Schon die Wikipedia Definiton von E-Learning deutet an, daß man sich im Dschungel der konzeptionellen und technischen Möglichkeiten verlaufen kann,
Unter E-Learning versteht man die Unterstützung von Lehr-/Lernprozessen durch digitale Medien oder Werkzeuge. Neben dem Ausdruck E-Learning existieren verschiedenste andere Ausdrücke, wie des computerbasierten Lernens, Onlinelernens, multimedialen Lernens etc. Da die Begriffsbestimmung des E-Learning noch keine allgemein anerkannte Definition erbracht hat, versuchte man, E-Learning durch verschiedene Facetten zu beschreiben: Interaktivität, Multicodalität, Multimedialität und Multimodalität.

(Zitiert aus Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/E-Learning - vom 26.03.2917)

Doch als Projektverantwortlicher für das ELearning Konzept Ihres Unternehmens sollten Sie abwägen, welche Visualisierungskonzepte, Kontrollmöglichkeiten, didaktische Optionen etc pp denn auch Sinn machen.

Tipp:   schauen Sie sich bei der Projektierung mal das JTBD Konzept an (Jobs to be done).  (Da schreibe ich hier im Blog sicher mal ein paar Sätze zu.)

Software verspricht gerne, nahezu für alles eine noch bessere Lösung zu ermöglichen. Sehr oft paßt das auch! Doch alles, was Sie planen, sollte zu Ihrer Firma passen, zum Budget passen und auf Akzeptanz der Beteiligten stoßen. Auch das Wechselspiel von konventionellen und neuen digitalen Instrumenten sollte bei der Planung berücksichtigt werden.

Manchmal muß man aber auch mal gegen alle Akzeptanz-Vorbehalte vorangehen und neue und auch neuste Konzepte mutig durchsetzen.

Denn im ELearning stecken so viele Möglichkeiten. Das geht weit über Sparpotentiale hinaus. Vielmehr sind die Chancen für deutlich bessere Abläufe im Unternehmen durch einen gemeinsamen Kompetenzkanon und die didaktischen Optionen grandios.

Der Dschungel der Möglichkeiten sollte gesichtet werden und wohlüberlegt — doch auch mutig — eingesetzt werden!

3 Vorbehalte und mangelnde Akzeptanz


Dies ist ein sehr wichtiges Thema für das Projektmanagement: mit ELearning / Company-Learning greift man in Kompetenzen und gewachsene Sturkturen ein. Sehr wichtig ist auch der Datenschutz, damit also Personalrat / Betriebsrat und die Personalabteilung / Talentförderung im Unternehmen.

Vorbehalte kann es z.B. beim Außendienst geben, wenn man neue Instrumente zur strukturierten Verkaufsstreategie einführen möchte. So mancher Verkaufsprofi wird sich da gegängelt fühlen.

Vorbehalte kann es auch im Innendienst geben, da angenommen werden könnte, die Inhalte des Elearnings seinen für die Aufgabenstellungen in diesem Bereich nicht relevant.

Lager und Produktion könnten befürchten, daß zusätzlicher Aufwand außerhalb der Arbeitszeit entsteht oder es gibt Vorbehalte zum Umgang mit der Technik. Schon deshalb empfiehlt es sich, die ELearning Lösung auch als App anzubieten.

Seitens des Betriebsrates wird es ganz sicherlich Fragen zum Datenschutz oder zur Lerngeschwindigkeitskontrolle geben. Das sind sehr wichtige Themen, die offen besprochen werden sollten frühzeitig auch mit der Programmier-Agentur abgesprochen werden, damit die notwendigen Sicherheitsregeln bei der Programmierung auch beachtet werden und auch den QA (das Quality Assurance Team, welches die Programmierschritte und Änderungen immer wieder testet, bevor die Software "live" gestellt wird) als Testkriterien vorgegeben werden.


4. Mitreden vs Mitmachen


Zuerst viele Ideen und guter Wille, danach steht man oft alleine da.

  • Typisches Projekt-Problem: erst mal mitreden, danach nicht mitmachen.

Daher ist es der Job des Projektverantwortlichen: Strukturen etablieren und ggf so anpassen, so daß das E-Learning-Projekt auf stabilen Beinen steht. Theoretisch ist das eindeutig, in der Praxis ist zu frühes mitreden aller peripher Beteiligter oft ein Motivations- oder Stringenz-Killer.

Mitmachen und dabei bleiben:

Ich habe schon gehört, daß ein Relaunch nötig ist, weil keiner mehr das Passwort oder die Konzeption kennt.

Stimmen die Strukturen, kann man jederzeit auch temporäre Arbeitsgruppen oder AUSZUBILDENEN-Initiativen temporär an dieser Abteilung (E-Learning ist eigentlich eine Abteilung, kein Projekt) mitarbeiten.

5. Unklare Positionierung des E-Learning-Projekts in der Firmenhierarchie 

Wer darf mitreden, wer bestimmt das Budget, wie flexibel ist man bei der Auswahl der ELearning Programmierer, etc.  ...

  • Dieser Beitrag ist ein Playdoyer für klare Kompetenzen und den Mut zur MVP. In den verschiedenen folgenden Iterationen der eigenen Online-Akademie kann man dann alle Bedenken, neue Ideen und Vorbehalte abarbeiten. (Mehr zur These, dass die MVP der optimale Ausweg ist, die klassischen ELearning Projektkiller zu umschiffen, trage ich als Resumee nach. 27.03.2017)

6. Ängste vor Überwachung


Im Abschnitt “Vorbehalte und Ängste” habe ich schon ein paar Sätze dazu gesagt.

Lernkontrolle kann durchaus als Überwachung wahrgenommen werden. Hier kann es sinnvoll sein, einzelne Bereiche mit Lernkontrolle zu versehen (überall da, wo es um belegbare Qualifikationsfortschritte geht) und andere Bereiche bewußt von Kontrollmöglichkeiten zu befreien.

  • Wichtig: das ELearning Projektmanagement sollte früh die Kompetenz des Personalrats / Betriebsrats nutzen!  Betriebsräte müssen eh mitsprechen, daher lieber frühzeitig mit ins Boot nehmen.

Ein Blick auf das Konzept des blended learnings kann auch Auswege aufzeigen.


7. IT Restriktionen und mangelde Ressourcen zur Content-Erstellung (Lehrinhalte aus allen betroffenen Abteilungen)


Zwei Themen, aber die Überschrift klingt einfach schöner.

IT: eine Anbindung an Ihre bestehenden IT Strukturen muß nicht zwingend erforderlich sein. Doch es empfiehlt sich, sein ELearning / Company Learning unbedingt auf eine sichere Basis zu stellen und Datendiebstahl und Hacking zu vermeiden. Hier unterscheiden sich die verschiedenen Plattformen doch erheblich!

Es ist immer sinnvoll, bei den Gesprächen mit den Programmierern auch die Kompetenz der hauseigenen IT mit in Boot zu nehmen.Sonst lauern auch aus diesem Bereich Hindernisse bei der Realisierung.

Nebenbei und für wenig Geld fortbilden? Nein, so nebenbei geht Elearning eben nicht! Aber man kann seine Ressourcen dann einsetzen, wenn es paßt und die Nutzer können diese dann nutzen, wenn es denen paßt. Lehrer und Schüler planen ihre Zeit bei Elearning recht unabhängig. Tun muß man weiterhin was, aber eben dann, wann es paßt und nicht, wenn man einen starren Termin gefunden hat.

Content / Lehrinhalte: zum einem muß Content — also Inhalt / Lehrinhalt  — zur Verfügung gestellt werden und dann für die Plattform aufbereitet werden, zum anderen ist es sinnvoll, den eingestellten Inhalt auch im Blick zu haben.

Es kann weder einer alleine alles erstellen, noch ist es sicher, Inhalte ohne Unterstützung in die ELearning Plattform aufzunehmen.

Als Projekt-Verantwortliche / -Verantwortlicher sollten Sie diesbezüglich Strukturen vorschlagen, die sicherstellen, daß das von Ihnen ausgearbeitete Konzept kongruent durchgehalten wird.

Erfahrungen ELearning


Eine E-Learning Plattform lebt von Feedback, Lernkontrolle (ggf anonymisiert) und Optimierung.

Der Aspekt Zukunftssicherheit ist auch in den Strukturen zum Betrieb der Plattform zu berücksichtigen.

Es darf also nicht alles von einer Person abhängig sein, neue Teammitglieder müssen in die Plattformbetreuung aufgenommen werden können, und und und.

Übrigens: über eine Lerneinheit “Die ELearning Plattform betreuen” kann man sehr leicht das Wissen transferieren. Selbst bei oft wechselnden Besetzungen einzelner Positionen ist das möglich, wenn man die Teilnahme an Konzeption und Weiterentwicklung der Company E-Learning Plattform in die Stellenbeschreibungen der betroffenen Positionen fest etabliert. Ihr Feedback / Ihre Erfahrungen bitte

Ganz sicher fällt Ihnen als Projekt-Verantwortlicher eine Menge mehr ein, als ich hier beispielhaft benennen konnte. Daher bin ich sehr an einem Feedback zu diesem Beitrag interessiert. Nutzen Sie doch das Kommentarfeld, ggf auch anonym.


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Analog ist das neue Bio? Digital das neue Lernen?  Jain, zu beiden Fragen! Dazu dieser ELearning Ratger Blog.
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Projektkiller Buch / Beratung, Ratgeber.
Noodle vs django Plattform, php vs python, responsive und als App oder optimiert für Google psd, amp, Advanced Mobile Page. Ist SEO oder ASO  notwendig für elearning Plattform? Pro und Contra, im nächsten Beitrag.
...
E-Learning / E-Education / Online Training: warum eine eigene Plattform im Unternehmen?
Die meisten Plattformen sind in englischer Sprache, die Lektionen folgen weder der Unternehmenskultur noch der Wissens- und Lernkultur des Landes, in dem sich das Unternehmen befindet, Unternehmensinterna haben in allgemeinen Plattformen nichts zu suchen. ELearning sollte Unternehmensintern organisiert werden!

  • Link für Betriebsräte, wenn sie sich des Themas annehmen wollen.  Der Blog von BIS Betriebsrats Schulungen.  Da werden auch Tagungen und links genannt sowie Literaturtipps zu einzelnen Themen.
Auch zu dieser Fragestellung wird es in diesem Blog einen Disskussionsbeitrag geben.

6 Kommentare:

  1. Sehr schöner Überblick. Ja, E-Learning greift in andere Abteilungen und Zuständigkeiten ein.

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    1. Richtig. Daher ist das Sparpotential auch so groß. Klar, daß es Widerstände gibt.

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    2. Mitreden: alle. Mitmachen 1: die anderen. Mitmachen 2: Bedenken, Verhindern.

      Bei uns - international über 700 Kollegen, liegt das E-Learning Konzept jetzt auf Eis. Zu viele Bedenkenträger, so meine Erfahrung.

      Chefsache muß das am Anfang zumindest sein. Dann ganz einer Software Agentur übergeben.

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    3. Bei der E-Learning Einführung in unserem Unternehmen habe ich fast die gleichen Erfahrungen gemacht!

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  2. Ich stimme Ihnen zu. Projektmanagement ist immer eine komplexe Sache. E-Learning greift in viele Zuständigkeiten ein. Lösung: klare Kompetenz Definition seitens der Geschäftsleitung. Sinnvoll ist es auch, ein E-Learning Konzept in einer Stabsposition erarbeiten zu lassen. Diese kann dann direkt eine erste Variante programmieren lassen und die Diskussionsprozesse dadurch verzögern. Sie deuten dieses ja bereits als Lösungsvorschlag an. Es gilt, allen beteiligten Gruppen aufzuzeigen, welche Vorteile E-Learning im Unternehmen bietet.

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  3. Guter Beitrag! Die Implementierung von E-Learning ist eines der Hauptprobleme. Das können nicht Programmierer sondern nur Abteilungsleiter, Geschäftsführung und Projektleitung in Zusammenarbeit schaffen. Unsere Erfahrung ist, dass es hilft, Ansprechpartner in die einzelnen Kursinhalte zu integrieren, z.B. über Livechat-Lernphasen oder live Einzelhilfe bei Übungen.

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